Lebenslauf

                                                                                 – poetisch


  

Ich weigere mich, ein Lebenslauf zu sein,

 schwarze Buchstaben auf weissem Papier.

Ich will kein Rang sein und kein Name, den man kennen muss.

Ich will keine Grösse sein, mit der sich jeder messen will,

denn dieses Leben ist nicht von  Bestand; 

vielmehr gleicht es einer seichten Spur im Sand,

die beim nächsten Wellenschlag schon verblasst,

so dass nichts an sie erinnern lässt.

 

 

Ich bestehe darauf, ein Regentropfen zu sein,

der vom Himmel fällt,

um sich mit dem Meer zu vereinen;

eine Welle im endlosen Ozean,

die zu den Gestaden des Friedens eilt.

 

Ich will das Rauschen des Meeres sein, das in allen Menschen

die Sehnsucht nach Frieden und Wahrheit weckt.

Ich will am Firmament aller menschlichen Herzen

der scharlachrote Himmel sein,

der von reiner Liebe zeugt und der die Hoffnung am Leben hält,

dass wir gute Menschen sind.

 

 

Ein Grashalm will ich sein, der sich zum Himmel streckt,

ein Tautropfen im Blumenfeld,

der in seinem kleinen Rund die ganze Schönheit wiedergibt

- und funkelt wie der grösste Diamant

 

Nicht im Aussen will ich Annerkennung heischen

und machen können was ich will.

Nein, allein im Innern will ich glänzen,

und die Freiheit der Gedanken dazu nutzen,

Tag und Nacht an Dich zu denken

und nichts zu tun, und nichts zu denken,

das Du nicht willst.

 

Immer schon hab ich gewusst, dass ich nichts kann.

Doch Du durch mich kannst alles schaffen,

was erschaffen werden will,

- wie dankbar, froh und frei bin ich, dass es so ist.

 

Ein bisschen weniger Welt,

dafür ein bisschen mehr Himmel will ich leben,

das Paradies, das in uns allen gegenwärtig ist.

 

 

Nein, kein Bein will ich mir verrenken,

um ein guter Lebenslauf zu sein.

Kein Lachen und kein nettes Worte verschenken,

wenn es nur zum Schein gedacht. 

 

Eine wilde Blume will ich sein,

die unerkannt am Wegrand steht

und arglos Blütenduft und Nektar schenkt,

-  nicht darauf bedacht, dass es ihr was bring.

 

«Lebenslauf» 

aus dem Buch «äs bizli meh Himmel»

von Mathias